Neue Potenziale durch Fassaden-PV
In einer Stadt wie Wien, wo freie Flächen knapp sind, eröffnet Fassaden-Photovoltaik neue Möglichkeiten für die klimafreundliche Stromerzeugung. Solche vertikalen PV-Anlagen sind platzsparend, produzieren Strom an den Tagesrandzeiten und können attraktive architektonische Akzente setzen. Genau deshalb standen sie im Mittelpunkt des 4. Solar-Talks im "forum" der Klima- und Energieagentur Wien.
Im Rahmen der Informationsveranstaltung für lokale Vertreter*innen von Unternehmen, Bauträger und Organisationen gab Jörg Simonitsch, stellvertretender technischer Direktor des Wiener Gesundheitsverbunds, Einblicke in die Planung und Umsetzung der PV-Fassadenanlage am Büroturm des AKH Wien. Hubert Fechner von der Technologieplattform Photovoltaik Austria präsentierte zudem aktuelle technologische Fortschritte. Durch den Abend führte Susanne Häßler, Co-Programmleiterin der Sonnenstrom-Offensive.Was bei PV am Hochhaus zu beachten ist
Die Umsetzung einer PV-Fassadenanlage auf einem 19-stöckigen Gebäude wie dem Büroturm des AKH verlangt sorgfältige Planung. Der stellvertretende technische Direktor Jörg Simonitsch nannte in diesem Zusammenhang statische Anforderungen und die Windlast sowie gesetzliche Vorgaben zu Blendfreiheit, Blitz- und Brandschutz.
Für die Südfassade des AKH-Büroturms wurden beispielsweise mattschwarze Module gewählt, um Blendungen zu vermeiden. Auf den ersten Blick scheint die gesamte Wandfläche mit aktiven PV-Modulen bestückt zu sein - tatsächlich handelt es sich aber bei etwa der Hälfte um sogenannte "Blindmodule", die aufgrund von Brandschutzauflagen erforderlich waren.
Wegbereiter für neue Brandschutzstandards
Das Projekt wurde schließlich zum Anlass für eine Anpassung der Vorgaben für PV-Fassadenanlagen an Hochhäusern - ein Fortschritt, der auch dem nächsten großen PV-Projekt des AKH zugutekommt. Denn das Zwillingsgebäude des Büroturms soll ebenfalls mit einer Fassadenanlage ausgestattet werden, mit deutlich mehr aktiven Modulen. Mehr Module bedeuten eine höhere Sonnenstromleistung - also einen noch größeren Beitrag zur Energiewende in Wien.
Weitere Informationen zur vertikalen PV-Lösung für den AKH-Büroturm
Fassaden-PV als Gestaltungselement und Marktlücke
In Europa - und insbesondere in Österreich - hat der Ausbau von Photovoltaik in den letzten Jahren deutlich an Fahrt gewonnen. So werden heute rund 15 Prozent des europäischen Strombedarfs mit sauberem Sonnenstrom gedeckt. Die Tendenz ist stark steigend. Allerdings ist China, sowohl bei der PV-Nutzung als auch in den Bereichen Produktion, Forschung und Entwicklung nach wie vor führend. Gerade in diesem Marktumfeld sieht Hubert Fechner von der Technologieplattform Photovoltaik Austria großes Potenzial für Fassaden-PV. Denn hier besetzen österreichische Unternehmen bereits jetzt eine spannende Nische, indem sie maßgeschneiderte Lösungen wie farbige oder gebäudeintegrierte Module anbieten. Diese erzeugen nicht nur sauberen Strom, sondern verleihen der Architektur einen neuen Ausdruck und machen die Energiewende im Stadtbild sichtbar.
Stromerzeug abseits der Spitzenzeiten
Ein weiterer Vorteil von Fassaden-PV zeigt sich besonders in den Tagesrandzeiten und lichtarmen Monaten, denn vertikal montierte Module liefern gerade im Winter stabilere Erträge als klassische Dachanlagen. Auch in den Sommermonaten funktionieren hochkant installierte PV-Module nicht nur an Südfassaden zuverlässig, sondern erzeugen auch an Ost-, West- und sogar Nordseiten klimafreundlichen Strom. Nach Berechnungen von Hubert Fechner und seinem Team können an den Fassaden der Stadt eine Sonnenstrom-Leistung von beeindruckenden 300 Megawattpeak (MWp) erzielt werden.
Optimierter Verbrauch durch neue Speicher
Für Hubert Fechner spielt die Speichertechnologie eine zentrale Rolle bei der nächsten Ausbaustufe der Photovoltaik. Besonders vielversprechend sind aus seiner Sicht Natrium-Ionen-Batterien, die als deutlich kostengünstigere und umweltfreundlichere Alternative zu Lithium gelten. Werden Speicher künftig breiter eingesetzt und idealerweise mit intelligentem Energiemanagement kombiniert, kann Sonnenstrom noch effizienter und flächendeckender genutzt werden.
Falls Sie eine vertikale PV-Anlage planen oder Ihren selbst erzeugten Sonnenstrom mithilfe eines Speichers effizienter nutzen möchten, informieren Sie sich über die Förderungen der Stadt Wien für Fassadenanlagen und Speicher.