Sonnenstrom für das Ernst Happel-Stadion
Das Wiener Ernst-Happel-Stadion, das größte Sportstadion Österreichs, steht unter Denkmalschutz und ist ein beliebter Austragungsort für Fußballspiele, andere Sportveranstaltungen und Konzerte. Größere Bauarbeiten sind daher nur von Ende November bis Anfang März möglich – eine witterungsbedingt schwierige Zeit. Hinzu kommt die charakteristische Ellipsenform des Dachs, die für Standardmaße ungeeignet ist und nur eine begrenzte Traglast erlaubt. Keine einfachen Voraussetzungen für die Installation einer Photovoltaik-Anlage – und dennoch erzeugen hier künftig 9.300 Photovoltaik-Module Sonnenstrom.
Die neue Photovoltaik-Anlage am Dach des Happel-Stadions wird eine Leistung von etwa 3,5 Megawattpeak haben und mehr Strom erzeugen als das Stadion verbraucht. Spätestens Ende 2025 soll eine weitere Sportstätte im Prater davon profitieren: Das Stadionbad.
Knifflige Planung, Wetter als große Unbekannte
Geplant wurde die innovative Photovoltaik-Anlage mithilfe eines digitalen 3D-Modells des Stadions. Ende November 2024 wurde dann mit der Zwischenlagerung des relevanten Materials im Innenraum des Happel-Stadions begonnen. Darunter insgesamt 9.300 PV-Module, 80.000 Trapezschienen, zur Unterstützung für die Solarmodule, mehr als 5.000 PV-Optimierer, die die Leistung einzelner Solarmodule überwachen und so den Ertrag der PV-Anlage erhöhen, sowie weitere Komponenten, die für die Installation einer PV-Anlage wichtig sind.
Die Montage der PV-Module in einer Höhe von 20 Metern und in einem äußerst knappen Zeitfenster war echte Präzisionsarbeit: Da das denkmalgeschützte Dach nur eine geringe Belastung trägt, konnten keine Paletten darauf abgestellt werden. Stattdessen wurden die Module mit einem Hebekran hinaufgehoben, manuell an ihren Platz gebracht und schließlich befestigt.
Zusätzliche Speicherkapazität und Einspeisung
Die Wiener Sportstätten haben sich das Ziel gesetzt, alle ihre Anlagen schrittweise emissionsfrei zu betreiben. Bis Ende 2025 sollen die PV-Module am Dach des Happel-Stadions in Zusammenarbeit mit Wien Energie und den Wiener Netzen verkabelt und der erzeugte Strom ins Netz eingespeist werden. Geplant sind zudem zusätzliche Speicher sowie die Vernetzung mit dem benachbarten Stadionbad. Dort soll der überschüssige Sonnenstrom effizient für den energieintensiven Betrieb der Sportbecken genutzt werden. Darüber hinaus wird der Umstieg auf klimafreundliche Energie am legendären Schauplatz sportlicher Großereignisse durch Erdwärme unter den sanierten Trainingsplätzen unterstützt. Dafür wurden 270 Erdbohrungen mit einer Tiefe von 150 Metern und Erdwärmeüberträger auf einer Fläche von 25.000 Quadratmetern installiert. In einem nächsten Schritt soll auch eine Wärmepumpe in die Gesamtlösung integriert werden.
Sonnenstrom trotz Hürden – Wien macht's vor
Die Stadt Wien hat in den letzten Jahren erfolgreich PV-Anlagen auf mehreren öffentlichen Gebäuden ermöglicht, wo Standardlösungen aufgrund des Denkmalschutzes oder komplexer Dachkonstruktionen nicht in Frage kamen. So wurde beispielsweise auf dem historischen Dach des Wiener Rathauses eine PV-Anlage installiert. Technisch anspruchsvoll und mit großer Signalwirkung. Auch auf denkmalgeschützten Schulen und Amtsgebäuden konnten maßgeschneiderte Lösungen umgesetzt werden. Diese Projekte zeigen, dass die Energiewende auch an architektonisch sensiblen Orten gelingen kann – mit durchdachter Planung und innovativen Ansätzen.
Mehr über den PV-Ausbau auf stadteigenen Dächern und Flächen erfahren:
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